Als die Bahn Emden - Rheine gebaut wurde

Die Historie dieser Bahnstrecke spielt auch in die Geschichte der Gemeinde Esklum hinein. Schon vor 1850 hatten sich ostfriesische Wirtschaftskreise stark für den Bau der Bahnverbindung nach Süden eingesetzt, damit Ostfriesland endlich einen Anschluss an das innerdeutsche Eisenbahnnetz erhielt. Hannover zögerte zunächst, dann wurde aber im Anfang der fünfziger Jahre des vorigen Jahrhunderts mit den Bauarbeiten begonnen.

Bei Heerenborg musste eine Brücke über die Leda errichtet werden. Große Sandmassen waren erforderlich, um den Bahndamm an der Leeraner Seite sowie durch den Hammrich in Richtung Ihrhove aufzuschütten. Die Bahnstrecke war zunächst eingleisig vorgesehen. Der zweigleisige Ausbau ist erst etwa 1907/08 erfolgt. In Heerenborg wurde ein Brückenwärterhaus errichtet. Später kam noch eine Blockstelle zur Sicherung des Bahnverkehrs über die Brücke hinzu. Wärterhaus und Blockstelle sind inzwischen verschwunden.

Bahndamm und Wärterhaus verdeckten seit etwa 1854 von Osten aus gesehen völlig die wenigen Häuser in Heerenborg. Im Herbst des genannten Jahres erfolgte schon die Aufnahme des Bahnverkehrs zwischen Papenburg und Emden, und zwar täglich mit einigen Zugpaaren. Anfang 1855 gab es mit der Eisenbahnbrücke die erste Panne. Sie konnte nicht benutzt werden. Reisende mussten daher an der Leeraner Seite aussteigen, sie wurden über die Leda gebrachte und setzten nach Besteigung des an der anderen Seite wartenden Anschlusszuges die Reise fort. Diese Unterbrechung des Zugverkehrs war bald behoben. Im Jahre 1856 war die durchgehende Strecke Emden – Rheine endlich dem Verkehr übergeben.

In Heerenborg eine Haltestelle zu errichten, hat in der nachfolgenden Zeit keineswegs außerhalb jeder Diskussion gestanden. Die kleine Station hätte aber nur den Deichbewohnern nützlich sein können. Der Gedanke an eine Haltestelle erhielt insbesondere Nahrung, als es darum ging, die endgültige Route der Bahn nach Holland festzulegen. Ausgangspunkt der Bahn in Richtung Weener – Neuschanz wollten gern Papenburg und Leer werden. Es kam aber ein Vorschlag auf, die neue Bahn von Heerenborg aus durch den Hammrich in Richtung Weener zu führen. Eine Hochbrücke über die Leda zu bauen und über diese eine neue Straßenverbindung von Leer in das Overledingerland in Richtung Papenburg zu leiten, hat ebenso zu den Plänen der Zeit nach 1850 gehört, wie die Anlage eines Kanals von der Leda in Richtung Ihrhove mit der Weiterführung in den Raum Völlenerfehn. Dadurch sollte ein leidiges Entwässerungsproblem gelöst werden. Akten im Staatsarchiv Leer lassen noch inhaltlich erkennen, dass damals zu Verkehrs- und Wirtschaftsförderung wichtige Vorhaben zur Diskussion gestanden haben.

Die Brücke über die Leda war im Ausgang der achtziger Jahre (1887) von einem „Eisenbahnunfall“ betroffen, weil ein Eilzug morgens auf ihr entgleiste, und zwar war die Brücke nicht ganz geschlossen. Ein Bild im Archiv der früheren Eisenbahndirektion (heute Betriebsamt) am Oldenburger Pferdemarkt zeigt noch die Situation nach dem Unfall. Von weiteren Pannen blieb die große Eisenbahnbrücke bei Heerenborg in der Folgezeit zumeist verschont. Seit 1876 hatte sie auch den Bahnverkehr von Oldenburg über Leer nach Neuschanz zu verkraften. Als lange vor dem ersten Weltkrieg der Ausbau der Strecke Emden-Rheine erfolgte, musste sie für den zweigleisigen Verkehr hergerichtet werden.

Gegen Ende es zweiten Weltkrieges im Frühjahr (Mai) 1945 wurde die Leda-Eisenbahnbrücke durch Sprengung zerstört, aber sehr schnell für den eingleisigen Betrieb wiederhergestellt. Heute wird die Brücke aber noch eingleisig benutzt. Südlich der damaligen Blockstelle wurde das östliche Gleis in das Nachbargleis eingeführt. Die Blockstelle musste zu diesem Zweck erweitert werden.

Im Jahre 1971 wurde die Blockstelle aufgehoben, nachdem seine Funktion vor dem neuen elektrischen Druckstellwerk beim Bahnhof Leer übernommen werden konnte. Der Blockbereich Ledabrücke gehört heute mit zum Bahnhofsbezirk Leer. Das alte Wärterhaus ist abgebrochen. Für die früheren Schranken ist die Blinklichtanlage installiert worden.

Viele Personen-, Eil- und D-Züge rollen heute über die eingleisige Ledabrücke. Dazu kommt eine nicht abreißende Zahl von Erz- und Güterzügen. Die Ledabrücke hat deshalb eine hohe Verkehrsbelastung durchzustehen, die beim Bau der Bahn in der fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts kam vorstellbar sein konnte.