Das alte Driever in einem Brandkataster von 1768

Im Magazin der „Landschaftlichen Bibliothek“ zu Aurich stehen in den Regalen nach Ämtern geordnet die ältesten Brandkassenregister Ostfrieslands. Sie wurden ab 1768 auch für die Landorte und Kirchspiele angelegt. Eine ausführliche Dokumentation dazu ist der lesenswerten Schrift „Ostfriesische Landwirtschaftliche Brandkasse 1754 – 1954“ zu entnehmen (Leer 1954).

 

Bei der von Friedrich II genehmigten Einrichtung der „Feuer – Societät“ für das platte Land konnten nun Gebäude gegen Brandschaden versichert werden. Jeder Hauseigentümer durfte den Wert seines zu versichernden Gebäudes selbst feststellen. Es wurde zugesichert, daß die angegebenen Werte nicht für steuerliche Zwecke verwendet werden sollten. Aber unsere Vorfahren trauten doch dieser Zusicherung nicht ganz. Sie ließen es bei niedrigen Versicherungssummen bewenden, die heute manchmal Verwunderung auslösen können. Mit 200 Reichstaler war gewiß kein Bauernhaus wieder aufzubauen. Dieser Misere kam entgegen, daß die Häuser vielfach in Lehm gemauert waren, jedenfalls im Scheuenteil. Einige Bäume auf dem Grundstück mochten vielleicht notfalls einges Balkenholz liefern können. Hinzu kamen beim Wiederaufbau die eigenen Spanndienste und Handarbeiten, mit denen die Baukosten doch gedrückt werden konnten.

 

Die jährlichen Brandkassengelder wurden von den örtlichen Schüttmeistern – so auch im Kirchspiel Driever – von den Versicherten erhoben und an den Rezeptor der Brandkasse abgeführt. Die örtlichen Beauftragten hatten auch alle Veränderungen im Gebäudebestand ihres Bezirks der Brandkasse zu melden. Damit, aber auch mit der Einreichung genauer Gebäuderegister, gab es immer viel Ärger. Es ist bei diesr Sachlage nicht verwunderlich, daß die Reihenfolge im dargestellten Gebäudebestand im Verlauf von jährlichen Zeiträumen oft etwas durcheinander kam, die Hausnummern nicht richtig wiedergegeben wurden und uns dadurch heute eine Nachprüfung der Besitzerfolge nicht unwesentlich erschwert wird.

 

Bei Bauernhäuser wurden Vorderhaus (Wohntrakt) und Scheunen getrennt abgeschätzt. Das läßt auch das älteste Brandkataster von Driever erkennen. In Driever waren nach 1768 neunundzwanzig Wohn- und Vorderhäuser sowie 25 Scheunen und Nebengebäude durch das Brandkataster erfaßt. In der Gesamtsumme kam für den Kirchspielsbereich ein Versicherungsstand von rund 8500 Reichstaler heraus. Das war äußerst wenig.

 

Wichtig war in jener Zeit von 200 Jahren die Sicherung der Feuerschadenbekämpfung. Freiwillige Feuerwehren gab es im Overledingerland noch nicht, aber in jedem Kirchspiel sollte es eingesetzte Brandmeister geben. Feuerhaken, Löscheimer und Leitern mußten in den Häusern bereitgehalten werden. Das mutet für unsere Begriffe noch recht primitiv an. Für die Schaffung schlagkräftiger freiwilliger Feuerwehren war die Zeit damals noch nicht reif.