Der Pfarrfundus zu Driever nach einem alten Inventarium von 1857

Auch in längst vergangenen Tagen wollten die kirchlichen Aufsichtsbehörden von Zeit zu Zeit genau wissen, wie der Kirchen- und Pfarrfundus ihrer Gemeinde ausgestattet war. Schon in alten Visitationsberichten des 17. und 18. Jahrhunderts finden wir darüber Angaben vor. Mit Vorrang wurden dann aber nur die Jahreseinnahmen aus Ländereien und sonstigen Liegenschaften festgehalten. Weiter interessierten sich die Visitatoren für den Bauzustand der kirchlichen Gebäude. Notfalls erhielten die Vorsteher noch Anweisung, etwas zur Behebung von Bauschäden zu unternehmen. Davon hörten letztere aber nicht gern etwas. Wenn die hohen Besucher in ihrer Kutsche wieder abgereist waren, vergaßen die Vorsteher meistens schnell, was ihnen die kirchlichen Oberen so dringend ans Herz gelegt hatten.

 

Im Jahre 1762 wurde das Amt Leer von Aurich aus ersucht, sich dafür einzusetzen, daß die Kirchengemeinde Driever ein längst überfälliges Inventarium der "Geistlichen Güter“ zusammenstellte und auch ablieferte. Das war allerdings in jener Zeit nicht möglich. Eine „barbarische militärische Execution“ von etwa 40 Husaren – offenbar einem französischen Streifkorps angehörend – hatte alle Briefschaften und Akten der Pfarre durcheinander gebracht. Die notwendige Ordnung der Registratur erwies sich deshalb als recht schwierig. Vielleicht ist mit der Antwort aus Driever, die dem Amtmann übermittelt wurde, auch etwas übertrieben worden. Was eine kleine Pfarrgemeinde an Liegenschaften und Zinseinnahmen zur Verfügung hatte, mußte doch jeder alteingesessene Kirchenvorsteher wissen.

 

Ein Jahrhundert später – nämlich 1857 – bereitete es dem Prediger Koppelmann und seinen Kirchenvorstehern kaum sonderliche Mühe, das dem Amt einzureichende Inventarium anzufertigen.

 

Dieses Dokument enthält recht interessante Einzelheiten, die gewiß teilweise auch für die weiter zurückliegende Zeit zutreffend gewesen sind.

 

Die Pastorei in Driever war damals ein aus Wohnteil und Scheune bestehendes Bauernhaus, das sogar einen Brandgiebel aufzuweisen hatte. Das Alter der Pastorei wird mit 60 Jahren angegeben. Das stimmte genau. Der Brandkassenversicherungswert belief sich auf 1400 Reichstaler.

 

Zur Pfarre gehörten drei Gartenstücke, und zwar beim Hause sowie in einiger Entfernung im Norden und Süden des Kirchdorfes. Die weiteren Pfarrländereien verteilen sich auf elf kleinere und größere Parzellen. Folgende Flurnamen werden uns genannt:

 

                        „Große Fenne, Armenfenne, Hilgenvenne; Neuland

                          Hempel, Sechtehalb, Meetestück, Hinterstekamp,

                          großes Dachmet und alter Weg.“

 

Größenangaben liegen noch nicht nach Hektar, Ar und Quadratmeter vor. Man sprach in jener Zeit noch von Quadratruten, Morgen und Diemat. Obwohl darüber einige Größenangaben fehlen, ist der Landbesitz der Pfarre auf mehr als zehn Hektar zu schätzen.

 

Zur Pfarre gehörten weiter acht Grabstellen auf dem Kirchhof, drei Bankplätze in der Kirche, die freie Weide auf Deichstücken sowie drei Gulden Grundheuer vom Platz Reemtsma.

 

Die Gesamteinnahme des Inhabers der Pfarrstelle wird 1857 – einschließlich der Nutzung von Wohnung und Ländereien - mit rund 574 Reichstaler angegeben. Eine ältere Schätzung von 1806 nennt eine Einnahme von etwa 600 Reichstaler. Im Jahre 1827 waren es sogar nur 316 Taler. Diese Unterschiede hingen offenbar mit den schlechten wirtschaftlichen Verhältnissen nach 1820 zusammen. Ländereien konnten damals nur zu gedrückten Pachtpreisen verheuert werden. Darunter hatten jene Pastoren zu leiden, die keine Landwirtschaft betieben, sondern ihre Pfarrländereien verpachteten.

 

Hier zeigt sich, wie wichtig es doch für einen Landpastor noch im vorigen Jahrhundert gewesen ist, als eifriger Landwirt zu agieren. Nur so konnte der Pfarrstelleninhaber den höheren Ertrag aus dem Fundus des Pastorats ziehen. Das erforderte natürlich auch den vollen Einsatz der Pastorenfamilie. Ohne Dienstboten kam natürlich ein Pastorenhaushalt in älteren Zeiten auch nicht aus.

 

Gegen Ende des vorigen Jahrhunderts ließ die landwirtschaftliche Betätigung eines Landpfarrers schon merklich nach. Eine Nachricht für 1898 besagt, daß damals der Einkommenswert der Pfarrstelle Driever etwa 1629,00 Mark betrug. Dieser Wert mußte natürlich geschätzt werden. Immerhin bot der genannte Betrag nur ein dürftiges Einkommen. Er lag für Driever recht niedrig, im Gegensatz zum Pastoreneinkommen im benachbarten Grotegaste. Überall ergaben sich aber in dieser Beziehung erhebliche Unterschiede. Es gab gute und schlechte Pfarrstellen, solche mit viel und weniger Landbesitz. Verbesserungen und eine Angleichung der Pastorengehälter wurden zwar angestrebt. Das zu verwirklichen blieb aber erst der neueren Zeit vorbehalten.