Die einstige Bahnstation Hilkenborg

Schon im August der vierziger Jahre des vorigen Jahrhunderts kamen im benachbarten Holland starke Bebstrebungen auf, aus dem Raum Groningen eine Eisenbahn zur Grenze anzulegen, die dann auf hannoverscher und oldenburgischer Seite bis nach Bremen und Hamburg weitergebaut werden sollte. Hannover hatte dafür kein Verständnis, sondern entschloss sich, die spätere Westbahn von Emden nach Rheine – Osnabrück festzulegen. die bekanntlich auch 1856 durchgehend in Betrieb genommen worden ist. In den nachfolgenden sechziger Jahren wurde dann der Plan einer Bahnverbindung nach Holland wieder aufgenommen. Nun waren sich die interessierten Kreise nicht darüber einig, welche zweckmäßigste Linienführung zu wählen sei. Papenburg und Leer wollten Ausgangspunkt der projektierten Bahnstrecke sein. Schließlich befanden es die beteiligten Regierungen für zweckmäßig, Ihrhove als Ausgangspunkt der Bahn nach Holland über Weener-Neuschanz zu wählen. Die Bahn baute der oldenburgische Staat. Holland gab einen großen verlorenen Zuschuss. Im Herbst des Jahres 1876 erfolgte die Betriebseröffnung der neuen Strecke. Die Oldenburger Züge fuhren über Leer – Ihrhove bis Neuschanz durch.

Ein recht schwieriges Gelände für den Bahnbau war die Neubaustrecke zwischen Hilkenborg und Ihrhove. In der sehr bemerkenswerten Denkschrift: Die Entstehung und Entwicklung der Eisenbahn im Herzogtum Oldenburg (1878) ist darüber viel gesagt worden. Eine Wiedergabe würde aber über den Rahmen einer Gemeindechronik hinausgehen, insbesondere, als das Gemeindegebiet nur am Rande berührt wird. Zwei Jahre ist jedenfalls an der Bahnstrecke gebaut worden. Ein wichtiges Bauwerk war dabei die Eisenbahnbrücke über die Ems. Die Bauarbeiten hat im Juli 1876 sogar der Großherzog von Oldenburg, in Augenschein genommen. Am Abend des 03. Oktober 1876 erfolgte die Probebelastung der Brücke mit einer offenbar über Holland herangeholten Lok. Die Maschine konnte Mitte Oktober sogar auf der neuen Schienenstrecke nach Ihrhove fahren. Eine besondere Belastungsprobe hatte die Eisenbahnbrücke am 05. November 1876 auszuhalten. Ein mit vier Lokomotiven bespannter Sandzug fuhr über die Brücke. Messkontrollen an dem „großartigen Bauwerk“ ergaben bei dieser Gelegenheit nur Schwingungen von einem Zoll. Sehr bald wurde die Bahnstrecke von einigem Pech verfolgt. Eine in der Nacht vom 30. bis zum 31. Januar hereinbrechende Sturmflut bewirkte einen Deichbruch auf der gegenüberliegenden Rheiderländer Seite und zerstörte den Bahndamm auf einer Strecke von einem halben Kilometer. Erst nach zwei Monaten war die Strecke wieder befahrbar.

Nach einem alten Fahrplan von 1878 verkehrten damals zwischen Ihrhove und Neuschanz drei Personenzug- und zwei Güterzugpaare (gemischte Züge im letzteren Fall) am Tag. Eine Haltestelle war damals bei Hilkenborg noch nicht eingerichtet. Im Anfang der neunziger Jahre war es aber soweit. Die Eisenbahndirektion in Oldenburg verlangte von den umliegenden Gemeinden einen Zuschuss von 1.100,— Mark. Er wurde schließlich aufgebracht von Coldemüntje, Hilkenborg und Mitling-Mark. Die Eröffnung der Haltestelle dürfte Ende 1891 erfolgt sein (Akten im Staatsarchiv, Oldenburg).

Im Jahre 1904 vereinnahmte die Haltestelle aus dem Fahrkartenverkauf knapp 2.300,00 Mark. Die Drehbrücke wurde damals von Weener aus elektrisch verriegelt oder freigegeben. Im Jahre 1913 ereignete sich auf ihr bekanntlich ein Unfall, weil ein von Ihrhove kommender Personenzug die nicht ganz geschlossene Brücke erreichte, so dass die Lok noch halb über die Öffnung fuhr. Aus der überhängenden Lage wurde sie erst durch einen Schwimmkran, von Willhelmshaven geholt, befreit.

Gegen Ende des letzten Weltkrieges (1945) wurde die Brücke leider gesprengt. Ihre Wiederherstellung war erst nach Jahren möglich. Mit ihrem nebenher laufenden Fußgängerpfad ermöglicht sie, wenn die Brücke geschlossen ist, noch einen Übergang durch Passanten, die nach Weener wollen oder von dort zurückkehren. Die Haltestelle ist schon vor Jahren aufgehoben worden. Das kleine Stationsgebäude existiert ebenfalls nicht mehr. Nur Bodenspuren lassen noch erkennen, dass in der guten alten Zeit hier ein Statiönchen verhanden gewesen ist, das sich für den Ausflugsverkehr, aber auch für Verbindungen nach außerhalb, als außerordentlich nützlich erwiesen hat.