Die erste Orgel kam 1885 in die Kirche

Eine musikalische Ausgestaltung der Gottesdienste unter Mitwirkung einer kleinen Kirchenorgel hat es in früheren Jahrhunderten in den Overledinger Gemeinden noch nicht gegeben. Zur Anschaffung von Instrumenten dieser Art kam es nämlich in verschiedenen Kirchspielen erst im Verlauf des vorigen Jahrhunderts. Besonders die recht kleinen Gemeinden konnten sich wegen des hohen Anschaffungspreises den Besitz einer Orgel noch nicht leisten. Vermutlich hat es dazu aber auch manchmal an dem notwendigen Entschluß gefehlt.

 

Wenn sich im vorreformatorischen Zeitalter die kleinen Dorfkirchen mit einer geringen Besucherzahl – auch Driever hatte damals erheblich weniger Einwohner als heute – füllten, hörten die Gläubigen vielleicht eine kurze Messe mit anschließender Predigt an Sonn- und Festtagen. Bei dem meistens recht einfachen Gemeindegesang konnte wohl eine Orgelbegleitung noch entbehrt werden. Eine starke Veränderung zeigte der Gottesdienst dann nach der Reformation. Die Wortverkündigung von der Kanzel bildete einen Hauptinhalt. Dazu gehörten im Gottesdienst dann zwischenzeitliche Gesänge (Psalmen usw.) Diese durch seinen Vorgesang einzuleiten war Sache des Küsters der Gemeinde. Geschichtlich ist uns nicht überliefert, in welchem Ausmaß ein erwachsenes Gemeindemitglied überhaupt die Texte von Kirchengesängen kannte. Umfangreich wird dieses Wissen keineswegs gewesen sein. Aber durch die Mitwirkung von Küster und Pastor waren die sonntäglichen Gesänge doch leidlich zu Gehör zu bringen. Mit Einführung eines Schulunterrichtes um 1700 hat gewiß auch die Jugend Drievers Gelegenheit gehabt, sich die Kenntnis einer Anzahl Kirchengesänge anzueignen.

 

Was sich durch Jahrhunderte hindurch als zweckmäßig erwiesen hatte, wurde bei der Mentalität der Vorfahren ungern aufgegeben. Der Wunsch, eine Kirchenorgel zu besitzen, ist deshalb kaum ein Problem gewesen, das ernsthaft erörtert wurde. Es mußte dann ein Bälgetreter bestellt und bezahlt werden. Einen Schulmeister anzustellen, der die Befähigung als Organist besaß, war ebenfalls nicht einfach und wohl ohne Mehrkosten kaum zu erreichen. Alles was Geld kostete fand aber bei unseren sparsamen Vorfahren meistens taube Ohren.

 

Im Anfang der achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts muß sich im Kirchenrat zu Driever aber doch das Bestreben durchgesetzt haben, ernsthaft an die Anschaffung eines kleinen Orgelinstruments heranzugehen. Aus dem interessanten Werk „Die Orgeln Ostfrieslands“ von Walter Kaufmann (Seite 93) erfahren wir dazu nähere Einzelheiten. Das Instrument wurde 1885 von der Firma Rolfing (Gebr. Rolfing, Osnabrück) geliefert. Nach Kaufmann war es die erste Orgel in der Kirche in Driever. Die Aufstellung erfolgte auf einer Empore an der Ostseite in der kleinen Kirche. Der in Driever amtierende Lehrer rückte damit zum Organisten auf und hatte nun Gelegenheit, in der Folgezeit durch sein Orgelspiel viel mit zur Verschönerung der Gottesdienste beizutragen.