Kirchenbauten zu Driever in früheren Jahrhunderten

Noch heute fährt man von Süden kommend auf der Dorfstraße in einer großen Schleife durch den Ort. Als im Ausgang des vorigen Jahrhunderts diese Straße gebaut wurde, brauchten sich die Planer noch keine Gedanken über den zunehmenden motorisierten Verkehr unserer Zeit zu machen. Letzterer steckte noch in den Kinderschuhen und für läuerliche Furhwerke mochten die beiden Kurvon im Dorfe keine sonderliche Behinderung bedeuten. Nicht ganz geklärt ist, ob in der älteren Zeit der durch Driever führende Deichweg dem Zuge der heutigen Landstraße folgte. Möglicherweise ist er westlich des Kirchhofes verlaufen.

 

Jeder, der heute durch Driever kommt, kann die kleine Kirche mit ihrem vorgesetzten älteren Kirchturm nicht übersehen. Letzterer hat ein gedrungenes Viereck, an das sich die Hallenkirche anschließt. Wann überhaupft Drievers erste erbaut worden ist, laßt sich nach Jahr und Tag heute wohl kaum noch eindeutig klären. Als Kirchspiel wird Driever im 15. Jahrhundert schon urkundlich erwähnt. (Register der münsterschen Pfarreien in Friedländers Urkundenbuch um 1475). Da dieses Verzeichnis vermutlich die Abschrift eines älteren darstellt, wird die Errichtung des Kirchspiels viel weiter zurückliegen und damit auch seine Kirchengeschichte früher einsetzen.

 

Die aus früheren Jahrhunderten stammende Kirche war 1685 so baufällig geworden, daß sie erneuert werden mußte. Vielleicht hat die Gemeinde damals Kosten sparen wollen, aber auch der Untergrund hat Schwierigkeiten bereitet, die 1685 nicht genügend in Betracht gezogen worden sind. Knapp zwei Jahrhunderte – für eine Kirche gewiß kein Alter – hat letztere überdauert, dann war wieder ein Neubau notwendig geworden. Dieser kostete 3800 Reichstaler. Am 11. Juli 1874 fand im Tammlingschen Gasthof die mindestfordernde Ausverdingung der Bauarbeiten und Materiallieferungen statt. Bei zu diesem Termin mußten jedenfalls Angebote abgegeben werden. Die öffentliche Vergabe leitete im Termin der Kirchenvorsteher Ammermann. Wir erfahren hierzu noch, daß die alten Steine aus dem Abbruch der Kirche wieder verwendet werden sollten. (Rep. 138 II Staatsarchiv Aurich / Driever). Die Abbrucharbeiten scheinen schon im Frühjahr durchgeführt worden zu sein. Nur der Turm blieb stehen. In diesem hingen nach einer Glockenbestandsaufnahme gegen Ende der ostfriesischen Fürstenzeit zwei Glocken. Außerdem besaß die Gemeinde noch eine kleine Uhrglocke. Leider sind vor etwa 250 Jahren dazu keine weiteren Angaben festgehalten worden. Welche Gründe die damalige fürstliche Regierung für eine Glockenzählung mit Gewichtsangaben gehabt hat, konnte der Verfasser nicht mehr klären. Recht problematisch war es, die Vögte im Leerorter Amtsbezirk mit den notwendigen Feststellungen zu beauftragen. Ihre Gewichtsschätzungen erscheinen heute recht ungenau. Leider hat auch A. Rauchheld in seiner 1929 veröffentlichen Glockenkunde Ostfrieslands über den Glockenbestand der Kirchengemeinde keine präzisen Angaben machen können. So wird 1929 eine große Glocke mit einem Durchmesser von einem Meter erwähnt. Wie bei dieser, so ist auch bei einer noch kleineren Glocke auf eine Beschreibung verzichtet. Eine Zeitangabe des Glockengusses so wie der Name des Gießers fehlen. Offenbar waren diese Hinweise nicht mehr zu erhalten.

 

Im Zuge der Kirchenerneuerung mußten 1874 etwa vierzig Bäume auf dem Kirchhof – Ypern und Eschen – gefällt und verkauft werden. Das anfallende Holz kam mit Abbruchmaterialien, und zwar „Jüffers und Dielen“, 1874 zu Versteigerung. Termin dafür wurde auf den 10. November angesetzt. Im Jahre 1974 wurde die jetztige Kirche hundert Jahre alt. Wünschen wir ihr, daß sie noch lange Zeit ihrer Gemeinde dienen kann.

 

In der Mitte des Dorfes auf einem umfriedeten Warf stehend, fügt sich die kleine Kirche recht gut dem Bild des Ortes ein, räumlich völlig ausreichend für die kleine Gemeinde.

 

Erwähnenswert bleibt, daß die Pfarrgemeinde 1797 in die Notwendigkeit versetzt wurde, für ihren Pastor ein neues Pastorat erbauen zu müssen, in das dann der neugewählte Prediger Claas Dirksen einziehen konnte. Dieses Haus wurde in der neueren Zeit durch einen schmucken Neubau am Nordausgang des Dorfes ersetzt. Es ist villenartig ausgeführt. Gewiß wäre es 1797 für einen Prediger in Driever, der noch Landwirtschaft getreiben mußte, kaum zweckdienlich gewesen. Aber jene Zeitverhältnisse gehören nun einmal längst der Geschichte an.