Nachrichten zur mittelalterlichen Geschichte Drievers

Im Anhang zu Friedländers „Ostfr. Urkundenbuch“ befindet sich ein interessantes Register von Gerechtsamen des Klosters Werden in unserem Raum. Zeitlich sind diese Nachrichten zweifellos dem 10. Jahrhundert einzuordnen. Wir erfahren, daß zu einem nicht erwähnten Zeitpunkt fromme Leute in Lathamuthon“ und „Thribirgi“ – gemeint sind wohl Muhde und Driever – dem Kloster Werden Landflächen geschenkt hatten. In Muhde war es Liudalug und die Brüder Hrodhard und Hrodger, in Driever Ubbonis, Folchard, Gerburg und Thiadmar, die als Spender aufgetreten sind. Die näheren Zusammenhänge und Beweggründe sind natürlich heute kaum noch zu erklären. Immerhin hatte das Kloster Werden im späteren Kirchspiel Driever einschließlich Muhde Grundbesitz erworben, der bei der späteren Errichtung der Kommende Muhde noch eine Rolle spielen sollte.

 

Ungeklärt muß bleiben, was vor dem Jahre 1000 mit der Ortsbezeichnung „Thribirgi“ ausgedrückt werden sollte. Spätere Chronisten glaubten, den Ortsnamen Driever mit einer Fähre in Verbindung bringen zu können, die Verbindungen zu drei Plätzen am jenseitigen Rheiderländer Ufer herstellte. Das muß der Verfasser doch für abwegig halten. Im Register der Einkünfte aus den Münsterschen Pfarreien in Friesland (Ostfr. Urk. B. No: 961 / Jahresangabe 1475) wird Driever in der Propstei Leer als „Driver“ bezeichnet. Übrigens dürte es sich bei diesem Register um eine Abschrift von einem älteren handeln. Im 15. Jahrhundert lautete die Bezeichnung jedenfalls „Driver“. Die Ortsbezeichnung“Cruzisignati in Porta“ bezieht sich offenbar auf die Johanniterkommende Muhde im Norden Drievers.

 

Die Wiedergabe ostfriesischer Ortsnamen in Urkunden des Hochmittelalters ist manchmal für unsere Begriffe etwas verstümmelt erfolgt und auch dazu noch latinisiert, so daß höchstens erfahrene Germanisten noch annehmbare Erklärungen finden können. Hinzu kommt, daß die weite Entfernung vom Sitz des Klosters Werden die mit der Verwaltung beauftragte Persönlichkeit leicht dazu verleiten konnte, eigene Ortsbegriffe zu prägen, und zwar so, wie der Ortsname gehört wurde. Verstümmelungen blieben dabei nicht aus.

 

Für die Errichtung des selbständigen Kirchspiels Driever fehlen uns jegliche Angaben. Das erste Gotteshaus der Gemeinde existierte nicht mehr, so daß Feststellungen über das Baujahr nicht möglich sind. Dieses Datum dürfte aber weit vor 1400 gelegen haben.

 

Die kleine Gemeinde und ihre Kirche standen aber im Mittelalter weitgehendst im Schatten der Johanniterkommende Muhde, die bereits 1319 Erwähnung findet. Wir wollen uns mit dieser wichtigen Niederlassung der Johanniter im anschließenden Kapitel näher beschäftigen.