Postalisches aus dem vorigen Jahrhundert

Einen Brief mit der Post zu erhalten, das kam vor 150 Jahren in einer Familie unseres Gebietes gewiss selten vor. Örtliche Postanstalten gab es noch nicht. Im Jahre 1823 war für Hilkenborg die Postanstalt Weener zuständig. Die übrigen Ortsteile der Gemeinde wurden vom Postamt Leer betreut. Wie überhaupt damals Briefe zugestellt werden konnten, das wird uns nicht berichtet. Aus dem Jahr 1832 hören wir allerdings schon, dass dreimal wöchentlich und zwar sonntags, mittwochs und freitags, vom Postamt Leer Botenposten in das Overledingerland abgefertigt wurden. Seit 1840 müssen zwischen Leer und Papenburg über Esklum auch Postwagen und Boten verkehrt haben, die den Deichweg über Driever-Grotegaste-Mark mitbenutzt haben werden. Der damalige Fährwächter van Mark in Esklum erhielt für die Übersetzung mit seiner Ledafähre von der hannoverschen Postverwaltung jährlich eine Pauschale von 55Rtl.. Dieser Postkurs scheint aber nur vorübergehend bestanden zu haben, denn Stempel auf einem Brief – gerichtet an einen Kaufmann in Völlenerfehn in den fünfziger Jahren – zeigen, dass wenigstens vor 1860 die Post schon wieder über Weener geleitet worden ist. Offenbar hing das mit einer neuen Straßenverbindung zusammen. Die Post in Overledingerland wurde aber häufiger von Boten aus den Overledinger Gemeinden von Leer abgeholt.

Im Ausgang der sechziger Jahre des vorherigen Jahrhunderts wurde bereits der Landbriefträgerdienst postseitig eingeführt. In der Gemeinde Grotegaste konnte man also damals schon mit einer regelmäßigen Postzustellung in der heutigen Vorstellung rechnen. Wenn nicht gerade Pakete mitzunehmen waren, hatte ein Landbote jener Zeit gewiss kein umfangreiches Postgut auszutragen. Auch das durch die Post zu beziehende „Leerer Blattje“ (Leerer Anzeigeblatt) ist in den Landorten noch nicht von zahlreichen Abonnenten gelesen worden.

Zum 01. April 1869 wurde von der Oberpostdirektion in Oldenburg zu Ihrhove eine neue Postexpedition II. Klasse eingerichtet. Zwei Jahr später wurde daraus die „Kaiserliche Postexpedition“. In den siebziger Jahren ist die Umwandlung in eine Postamt III. Klasse erfolgt. Bereits 1879 erhielt dieses Amt einen Anschluss an das bestehende Telegrafennetz. Ein Sprechverkehr im Rahmen einer öffentlichen Fernsprechstelle muss bereits vor der Jahrhundertwende vorhanden gewesen sein. Ein genaues Datum liegt dazu nicht vor. Nach 1900 kam es auch in Ihrhove nach und nach zur Aufnahme des Fernsprechteilnehmerverkehrs. Ein Teilnehmerverzeichnis von 1912/1913 enthält die Namen von 17 Personen, von denen zwei einen Nebenanschluss besaßen. In der Gemeinde Grotegaste gab es damals weder einen privaten Telefonanschluss noch eine öffentliche Fernsprechstelle. Die nächste „Öffentliche“ befand sich vor dem ersten Weltkrieg in Driever. Im benachbarten Dorf Mark gab es um 1912 erst zwei nach Weener angeschlossene Fernsprechteilnehmer. Dieser Mangel an Fernsprechverbindungen war wohl in erster Linie auf die höheren Kosten für die Anlagelängerer Freileitungen zurückzuführen, über die im Anfang unseres Jahrhunderts noch häufiger geklagt wird. Die Jahresberichte der Handelskammer für Ostfriesland und Papenburg enthalten im Anfang unseres Jahrhunderts eine recht aufschlussreiche Dokumentation zur Entwicklung des Fernsprechwesens im südlichen Ostfriesland.

Heute gehört auch ein Fernsprechanschluss zu jedem größeren bäuerlichen Betrieb im alten Gemeindebezirk. (Vermittlungsämter Weener und Ihrhove). Für die Postbestellung ist die in Driever bestehende und den Postamt Leer unterstellte Poststelle II zuständig. Die Post wird von Leer aus mit sogenannten Landpostwagen den einzelnen Poststellen im heutigen Großgemeindebezirk zugestellt. Die Botengänge der Landbriefträger, die schon vor hundert Jahren Dutzende von Kilometern täglich zu Fuß bei Wind und Wetter zurücklegen mussten, gehören daher schon längst der Geschichte an.