Trümmer, Angst und Sorgen

Ein Rückblick in die schweren Apriltage des Jahres 1945

Im Frühjahr 1945 hatte sich die Kampffront des Westens schon weit in den nordwestdeutschen  Raum vorgeschoben. Die damaligen „Wehrmachtsberichte“ konnten den Ernst der Lage für unser Gebiet keineswegs mehr unterdrücken. Schon am 21. April hieß es, dass der Gegner die deutschen Wehrmachsteile nach heftigen  Kämpfen um Aschendorf beiderseits Papenburgs zurückdrängte. Papenburg fiel übrigens schon am nächsten Tag in die Hand des Gegners. Von der Rheiderländer Seite aus waren kanadische und polnische Truppen weiter vorgestoßen. Die Kämpfe wurden von Artillerieduellen auf beiden Seiten, aber auch von ständigen Fliegerangriffen der alliierten Truppen begleitet. Am 28.4. überschritten die Kanadier die Leda bei Esklum. Am 29 April fiel Leer den Feindtruppen in die Hände. Da die Wehrmachtsberichte nachträglich bekanntgegeben wurden, sind bei den angegebenen Daten zeitliche Differenzen um einen Tag möglich. Die letzte Aprilwoche des Jahres 1945 gehört jedenfalls zu den schicksalsschwersten, die Esklum und sein Gemeindegebiet seit Jahrhunderten erlebt haben. Eine Reihe von Häusern wurde zerstört oder letztere erlitten erhebliche Beschädigungen. Große Sorge bestand um die Viehbestände, die erhebliche Verluste hatten. Auch die Einwohnerschaft war in höchster Gefahr. Zum Glück kam Esklum nicht zur Verteidigung, da sich die deutschen Wehrmachtseinheiten über Ems und Leda zurückzogen. Etwa am 4. Mai herrschte im ostfriesischen Raum bereits Waffenruhe. Was wenige Kampftage angerichtet hatten, war jetzt überschaubar geworden. Im Dorf Esklum zeigte sich dem Besucher ein trauriges Bild. Hoffnungslos war im Augenblick, was aus den Ruinen einmal wieder entstehen sollte. Nicht jedes Haus wurde wieder aufgebaut, aber es entstanden später noch einige Neubauten in der Ortsmitte, die sehr zur Verschönerung der durch den Krieg geschaffenen Lücken beitragen durften.

Ein schönes neues Ladengeschäft diente jetzt der Versorgung der Bevölkerung. Auf der Stelle, wo bis zum Kriegsschluss das Platzgebäude von Peter Willms stand, ist 1973 ein neues „Gemeindehaus“ für Versammlungen, Feiern und Zusammenkünfte, etwa nach Beerdigungen, entstanden. Manches ist also getan worden, um das in den Apriltagen des Jahres 1945 so mitgenommene Kirchdorf wieder freundlicher erscheinen zu lassen. Der Deichdurchlass zur einstigen Fähre ist nicht wieder aufgebaut. Eine Gaststätte gibt es nicht mehr. Sie ist in die Geschichte eingegangen. Esklum ist ein stilles Bauerndorf geworden, reich an geschichtlichen Überlieferungen, von denen die Erinnerungen an die Zeit zum Schluss des Zweiten Weltkrieges zu denen gehören, die man lieber der Vergangenheit anheim fallen lässt.