Wir blättern in alten Schatzungsregistern

 

Wichtige Quellen zur Orts- und Familiengeschichte sind die im Auricher Staatsarchiv (Rep. 4B und C und Depos. I Landschaft) vorhandenen Abgaben- und Schatzungsregister des 16. und 17. Jahrhunderts. Sie für familienkundliche Zwecke auszuwerten ist allerdings recht schwierig und zeitraubend. Einmal werden die Namen der Zahlungspflichtigen oft nur ungenau oder entstellt wiedergegeben. Im 16. Jahrhundert fehlen die Zunamen oder der Amtsschreiber hat ältere Register als Vorlage und zur Orientierung verwendet, so dass zeitliche Ungenauigkeiten nie auszuschließen sind. Oft sind die Namen auch nach dem Gehör niedergeschrieben, etwa so wie sie der zuständige Vogt dem Amtsschreiber vorgesagt hat. Auf eine genaueste Wiedergabe der Namen ist also wenig Wert gelegt worden. Es kam in erster Linie darauf an, dass Hebungssoll genau ausrechnen zu können und selbstverständlich auch die fälligen Gelder möglichst schnell über die örtlichen Schüttmeister hereinzubekommen.

 Um 1598 – das genaue Datum liegt nicht fest – wurde auch für das Amt Leerort ein neues Beestregister angelegt, also ein Hebungsregister, das der Besteuerungsgrundlage dienen sollte. Für Esklum ergibt sich nach dem damaligen Stand (um1598) folgendes Bild:

                                                                                   Bestand:

 

            Viehhalter                                            Pferde              Kühe               Rinder

 

1.) Wiert……..                                               2                      3                      1

2.) Meinert Görtemaker                                  -                      3                      -

3.) Berent Johans                                            1                      5                      -

4.) Christoffer Fischer                          -                      1                      -

5.) Hilm(er) Bartels                                         2                      8                      2

6.) Jacob Görtemaker                                     -                      1                      1

7.) Johann van Ankum                         -                      2                      1

8.) Meleff Folkers                                           2                      11                    2

9.) „die Pastor(ei)“                                          -                      4                      1

10.) Berent Bartels                                          1                      15                    1

11.) Harmen Heissen                                       1                      9                      -

12.) Ubbe Remets                                           1                      13                    5

13.) Wiert Kampen                                         -                      10                    -

14.) Johann Hindrichs                          1                      2                      -

15.) Cirek Hammens oder Harmens                -                      2                      -

16.) Garrelt Hoppen                                        -                      11                    -

17.) Tole Kloppenborch                                  2                      8                      -

18.) Eie (Herensborch)                                    -                      1                      -

19.) Jost Hoier                                    2                      8                      2

20.) Pileke (?) Tymens                        1                      14                    2

21.) Ewe Siperts                                             2                      14                    -

22.) Nanne Memmens                         1                      8                      -

23.) Meleff Haien                                            1                      8                      -

24.) Memme Galts                                          -                      7                      -

25.) Laetet Wites                                            -                      4                      -

26.) Brun Janssen                                            -                      1                      -

27.) Witke oder Wilke Foldericks                   2                      8                      1

28.) Peter Janssen                                           -                      8                      -

29.) Peter Reintkens                                        -                      9                      1

 

                                               insgesamt:     22                   197                 20

Bei näherer Betrachtung dieses Viehregisters zeigt sich, dass ein Schwergewicht auf Milchviehhaltung gelegt worden ist. Zahlreiche Landwirte kamen ohne Pferde aus. Es muss unerfindlich bleiben, wie man um 1600 überhaupt die Heuernte hereingebracht hat. Möglicherweise sind Kühe als Zugtiere verwendet worden. Auch der Bestand an Rindern ist auffallend gering. Kälber wurden allerdings noch nicht zur Besteuerung herangezogen. Es ist durchaus möglich, dass nur wenig Aufzucht betrieben wurde, und zwar soweit, als das zur Erhaltung des Milchviehbestandes erforderlich gewesen ist. Das übrige Jungvieh wurde auf den Märkten im Flecken Leer verkauft, um Bargeld hereinzubekommen.

Auch zu den Namen der einzelnen Viehbesitzern wäre noch folgendes zu sagen:

Zwei Einwohner nennen sich „Görtemaker“. Sie gehören offenbar einer Familie an, die sich mittels einer kleinen Mühle (Ro?mühle) mit der Herstellung von Graupen beschäftigt. Den Nachkommen wurde dann im Volksmund der Zusame „Görtemaker“ beigelegt. Die Zunamen von Ankum und Kloppenborch lassen auf Eingewanderte schließen, denen gewohnheitsmäßig gern der Name des Heimatortes beigelegt worden ist. Dieser verlor sich dann aber schon in der nächsten Generation.

Ein Gesamtkuhbestand von nicht einmal 200 Kühen war für heute Verhältnisse gewiss recht wenig. Da die Milchleistung je Kuh und Jahr vor fast 400 Jahren noch nicht entfernt an heutige Vorstellungen heranreichte, muss die Buter- und Käseerzeugung in der Gemeinde nicht gerade beachtlich gewesen sein.

Ein Schatzungsregister der späteren Zeit, und zwar von 1615, das sich mit der Abgabe des 100. Pfennigs, also einer einprozentigen Vermögensabgabe befasst, zeigt kaum noch eine namentliche Übereinstimmung mit dem Viehregister um 1598. Inzwischen waren siebzehn Jahre ins Land gezogen. Viele Einwohner waren verstorben oder verzogen. Nur Meleff Folkerts und Berent Bartels erscheinen nochmals um 1615.

Insgesamt wurden damals neunzehn Einwohner zur Schatzung veranlagt. Mit einer Abgabe von 60 Taler bei Meleff Folkerts und 24 Taler bei dem vorerwähnten Bartels, gehörten diese beiden zu den Höchstbesteuerten der Gemeinde. Bei fünf Einwohnern betrug die Abgabe zwischen zehn und zwanzig Taler. Der Rest bezahlte bedeutend weniger. Da im Jahre 1598 (geschätzt) neunundzwanzig Viehhalter registriert worden sind, müssen zehn Ein- und Zweikuhhalter wegen Vermögenslosigkeit ausgefallen sein. Zu diesem Kreis rechneten ewa sechs Personen. Da der Pastor nicht zur Abgabe herangezogen wurde, bleibt gegenüber dem um 1598 aufgeführten Viehbesitzern nur noch eine Differenz von drei Einwohnern.

Kuhschatz, Personal- und Viehschatzungen bildeten im 16. und 17. Jahrhundert keineswegs die einzigen Abgaben. Gelegentlich musste nach Ausschreibungen des Westfälischen Kreises, zu dem auch Ostfriesland gehörte, wie etwa die Türkensteuer gezahlt werden. Weiter gab es u.a. die sogenannte Schornsteinschatzung (um1600) sowie die Abgaben von Lämmern, Hühnern „Biggen“ und Gänsen. Größere Bauern hatten ein Kalb zu liefern. Das Abgabenwesen des 16. und 17. Jahrhunderts erscheint uns recht bunt gewürfelt. Sich darin zurecht zu finden, mag damals für den einfachen Mann nicht einfach gewesen sein.