Aus alten Handbüchern der hannoverschen Zeit

(Notizen über kommunale und wirtschaftliche Verhältnisse)

Im Jahr 1823 kam ein interessantes Handbuch des hannoverschen Kanzleirats Ubbenlohde heraus, dass dieser als ein „Repertorium über das Königreich Hannover“ bezeichnet hat. Handbücher dieser Art sind noch einmal 1853 und 1859 herausgebracht worden, wertvolle Nachschlagewerke, die auch wichtige Angaben über die zur Gemeinde Grotegaste gehörenden Einzeldörfer enthalten.

Nach dem Bevölkerungsstand von 1822 konnte die nachstehende Statistik erstellt werden:

 

Ortsteil                                         Feuerstellen                              Einwohner

Hilkenborg                                            9                                          67

Müggenborg                                          1                                           7

Dorenborg                                             7                                         52

Coldemüntje                                          4                                         42

Grotegaste                                            10                                       68

                                                    ______________________________

                  zusammen                          31                                       236

                                                    =========                      ======

 

Vergleichsziffern von 1852              30 Häuser                           212

desgl. von 1858                            31 Häuser                           236

Zwischen 1822 und 1858 ist somit keine Zunahme der Bevölkerung eingetreten. Alte Bauerndörfer haben in langen Zeiträumen allerdings auch anderswo keine nennenswerten Veränderungen ihrer Einwohnerzahlen aufzuweisen gehabt. Einen Geburtenüberschuss gab es dagegen in den neuen Moorkolonien des Overledingerlandes, die im vorigen Jahrhundert auch das Dienstpersonal auf den Deichplätzen mit stellten. Da dieses einwohnermäßig in den Heimatorten erfasst wurden – Gemeindebürger konnten sie ja nicht sein in Grotegaste – hatte die Beschäftigung von auswärts stammenden Personals auf die statistischen Zählergebnisse ihrer Aufenthaltsgemeinde keinen Einfluss. Verwaltungsmäßig gehörten die Kommune Grotegaste nach 1820 zur Untervogtei Esklum der Amtsvogtei Ihrhove. Für letztere zeichnete ein Amtsvogt  verantwortlich. Er war Mittler zwischen der Bevölkerung seines Bezirks und dem Amt in Leer. Sein Tätigkeitsfeld bestand in etwa in der Führung einer Außenstelle des Amtsbezirks ohne selbständige Verwaltungsaufgaben, die von Leer aus besorgt wurden. Der Amtsvogt führte aber auch Versteigerungen durch, besorgte Bekanntmachungen und Zustellungen, wobei auch eine Art Polizeiaufsicht ebenfalls zu seinem Beruf gehört haben wird. Von den Ortsvorstehern waren die Amtsvögte nicht gerade gern gesehen, weil man sie als Aufsichtspersonen ablehnte. Diese Stellen der Amtsvögte sind dann auch in der späteren Zeit abgeschafft worden.

Die Gemeindevorsteher wurden bis etwa 1872 noch als Ortsvorsteher bezeichnet. Dann brachte die preußische Kreisordnung wesentliche Veränderungen. Der Gemeindevorsteher war Repräsentant seiner Gemeinde und nicht mehr Staatsdiener. In der Völlener Chronik ( S. 12 ff) sind diese Zusammenhänge und Entwicklungsvorgänge einer Gemeindeverwaltung im vorigen Jahrhundert ausführlicher dargestellt worden, so dass sich in diesem Abschnitt eine Wiederholung erübrigen sollte.

Einer der älteren früheren Gemeindevorsteher Grotegaste, war Landwirt A. Groeneveld zu Dorenborg, der 1867 noch die Dienstbezeichnung Ortsvorsteher führte (Leerer Anzeigeblatt vom 02.11.1867). Groeneveld gehörte auch zum Kreis jener Wahlmänner aus dem westlichen Overledingerland, die einen Abgeordneten der 2. Kammer zu wählen hatten. Das Wahlsystem war in jener Zeit noch ein anderes als in unseren Tagen.

In alten Staatshandbüchern des vorigen Jahrhunderts zu blättern, ist gewiss manchmal nicht ohne Reiz, allerdings finden sich in diesen nur Notizen über die kirchlichen Verhältnisse (Pastoren, Gebiets- und Bezirkseinteilungen) vor. Wir erfahren auch etwas über Postverhältnisse oder die für Grotegaste zuständigen Behörden. Sehr schwer ist es, etwas über die früheren Vorsteher zu erfahren oder gar eine Liste derselben in lückenloser Reihenfolge zu erstellen.

Völlig uninteressant war es für einen Polizei- und Obrigkeitenstaat des vorigen Jahrhunderts, sich mit Statistiken über bestehende Gewerbe- und Handwerkerbetriebe zu befassen. Diese mögen intern auf Kreis- und Amtsebene zusammengestellt worden sein. Sie wurden aber nicht veröffentlicht. Nachforschungen werden auch deshalb erschwert, weil im Anfang der fünfziger Jahre des vorigen Jahrhunderts viele Gewerbeakten in Aurich vernichtet worden sind. Im Bereich der Gemeinde Grotegaste gab es offenbar bereits im vorigen Jahrhundert einen Schankbetrieb im Hilkenborger Fährhaus, der, wie sich der Verfasser erinnert, schon vor dem ersten Weltkrieg häufig von sonntäglichen Ausflüglern, insbesondere aus Weener, besucht worden ist, die gern von der Gaststube aus bei einer Tasse Tee den Verkehr auf der Ems beobachten wollten.

In Grotegaste gab es zeitweise auch eine Schankwirtschaft für den Ortsverkehr. Geschäftsleute haben sich, soweit der Verfasser erfahren konnte, in der Gemeinde nicht niedergelassen. Für die Existenz eines Ladens war die Gemeinde doch zu klein. Die landwirtschaftlichen Betriebsinhaber werden sich bei jenen auswärtigen Kaufleuten versorgt haben, bei denen sie auch Butter und Käse absetzen konnten.

Die wirtschaftlichen Verhältnisse der Gemeinde sind durch die Jahrhunderte nur einseitig, nämlich auf dem Gebiet der Landwirtschaft ausgerichtet gewesen, die allerdings auch früher keine geringe Bedeutung gehabt hat.