Die Einweihung der neuerbauten Kirche im Jahre 1875

Im Visitationsprotokoll berichtet Superintendent Trip über die "Einweihung" der Kirche. Sie fand statt am 7. Februar 1875:

"Nachdem im vorigen Jahr die alte baufällige Kirche abgebrochen und die jetzige neue erbaut und vollendet war, wurde der Termin zur Einweihung derselben durch den Generalsuperintendenten Bartels auf heute (7.2.1875) festgesetzt. Schon am Tage vorher hatte sich der Generalsuperintendent eingefunden, heute erschienen die Kirchenkommissare Kreishauptmann Schepler und Sup. Trip sowie die Pastoren Riedlin und Relotius. Wir begaben uns um 11.00 Uhr zur Kirche. Beim Tor der Kirche übergab einer der Baumeister mit einigen passenden Worten dem weltlichen Kommissar Schepler den Schlüssel zur Kirchentür, dieser überreichte ihn unter Hinweis auf den Schutz und Schirm, dessen sich die Gemeinde auch von der Obrigkeit zu erfreuen haben werde, dem Ortspastoren mit den Worten: "Der Herr segne unseren Eingang und unseren Ausgang". Dann wurde die Tür geöffnet. In wohlgeordnetem Zuge traten die Geistlichen, die Baumeister und eine große Schar aus Driever und der ganzen Umgebung in die Kirche, so dass alle Plätze besetzt waren. Ein heiterer Himmel mit mildem Frost machte das Hinzuströmen der Leute auch aus der Umgegend möglich. Kein Wölkchen trübte das schöne Fest. Unter dem Gesang des holländischen Psalm 118,10+12 bestieg General-Superintendent Bartels die Kanzel und hielt die Weiherede und das Weihegebet. In seiner Rede hob er besonders hervor, welche Bestimmung diese Stätte habe, wie hier das Wort der ewigen Wahrheit verkündigt, die Kindlein dem Herrn dargebracht von Jünglingen und Jungfrauen der Taufbund bestätigt, die Ehe eingesetzt, das Mahl des Herrn gefeiertund über die Heimgegangenen das Wort des Trostes würde gesprochen werden. Es wurde alsdann Psalm 65,1+2 gesungen.

Der Redner verließ die Kanzel und der Ortspastor Koppelmann bestieg dieselbe und hielt die Festpredigt über 1. Könige 8, 54-61: "Und als Salomo dies Gebet und Flehen vor dem Herrn vollendet hatte, stand er auf von dem Altar des Herrn und hörte auf zu knien und die Hände zum Himmel auszubreiten und trat hin und segnete die ganze Gemeinde Israel mit lauter Stimme und sprach: Gelobt sei der Herr, der seinem Volk Israel Ruhe gegeben hat, wie er es zugesagt hat. Es ist nicht eins dahingefallen von allen seinen guten Worten, die er geredet hat durch seinen Knecht Mose. Der Herr, unser Gott, sei mit uns, wie er mit unsern Vätern gewesen ist. Er verlasse uns nicht und ziehe die Hand nicht von uns ab. Er neige unser Herz zu ihm, dass wir wandeln in allen seinen Wegen und halten seine Gebote, Satzungen und Rechte, die er unsern Vätern geboten hat. Mögen diese Worte, die ich vor dem Herrn gefleht habe, nahe sein dem Herrn, unserm Gott, Tag und Nacht, dass er Recht schaffe seinem Knecht und seinem Volk Israel alle Tage, damit alle Völker auf Erden erkennen, dass der Herr Gott ist, und sonst keiner mehr! Und euer Herz sei ungeteilt bei dem Herrn, unserm Gott, dass ihr wandelt in seinen Satzungen und haltet seine Gebote, wie es heute geschieht." In der Mitte derselben wurde noch gesungen Psalm 103,1+6 und nach dem Schluß die Feier beendigt mit dem Singen des holländischen Get, 3,6.

Diese Einweihungsfeier verlief in würdigster Weise und mit allgemeiner gespannter Andacht unter der größten Stille wurden die Worte der Redner vernommen.

Nach dem Gottesdienst begaben wir uns in die Pfarrwohnung, wo wir bis 14.00 Uhr blieben und dann nach dem Tammlingschen Wirtshause gingen, wo mit den Interessenten ein Mittagsmahl genossen wurde. Um 16.30 Uhr verließen wir Driever und kehrten über Esklum nach Leer zurück."

aus: Hermann Züchner, Chronik der Deichgemeinden, Esklum.Klostermuhde, Driever.Grotegaste; unveröffentlicht im Archiv der Kirchengemeinden Driever, Esklum und Grotegaste