Die Inhaber der Esklumer Pfarrdienstes
Bei der Abfassung der Chronik einer kleinen Gemeinde des Overledingerlandes wird man kaum darauf verzichten dürfen, auch ein Verzeichnis der seit dem Mittelalter im Dienst befindlich gewesenen Inhaber des Pfarrdienstes einzufügen. Mit letzteren verbinden sich viele interessante Vorgänge im örtlichen Geschehen längst vergangener Tage, in denen sie teilhaben durften an Leid und Freuden des ihnen anvertrauten Kirchspiels.
Auf der Suche nach dem ältesten bekannten Pastor des Spätmittelalters stoßen wir auf den Pfarrer Hermann zu Esklum, der mit seinem Siegel die Richtigkeit eines Grundstückverkaufs des Wessel Tetkens zu Esklum an das Ordenshaus Muhde bestätigte. Gert Schulte und „meester“ Ludike Smeet waren weitere Zeugen. Hermann, der „kerker“ (Kirchherr) führte also ein eigenes Siegel und konnte daher eine Urkunde damit versehen. Wessel Tetkens hat gewiss nicht seinen Namen schreiben können, denn soweit war die allgemeine Volksbildung noch nicht vorangeschritten.
Pfarrer Hermann zu Esklum wird übrigens 1526 noch im Verzeichnis der Prediger der Landeskirchen Hannovers und Schaumburg-Lippes (Verfasser Meyer) erwähnt. Das gleiche Verzeichnung nennt noch folgende im 16. Jahrhundert – und zwar nach der Reformation – amtierende Prediger:
1552 Severin Lank
1574 Johann Henrici
1575 Jasparus Büren
1578 Michael Martini (ein gebürtiger Auricher)
1583 Henrich Falkenberg
1584 Ludwig Sanary
1575 – 1604 Mathias von Lohe (vorher in Emden)
(oder 1595)
Nach dem um 1598 erstellten Viehregister besaß dieser als eifriger Landwirt vier Kühe und ein Rind.
Im Jahre 1604 kam aus Haselünne Rudolf Dreesmann nach Esklum. Sein Geburtsdatum muss bei Meyer wohl richtiger 1579 heißen. Dreesmann blieb im Gegensatz zu seinen Vorgängern bis zu seinem am 23.9.1650 erfolgten Ableben Inhaber des Pfarrdienstes zu Esklum. Sein Nachfolger wurde dann der Sohn Johann Dreesmann, geb. 1627 in Esklum. Auch dieser blieb bis zu seinem 1702 erfolgten Tod im Amt. Die älteren ostfriesischen Chronisten, wie etwa Houtrouw, haben die lange Dienstzeit von Vater und Sohn besonders herausgestellt.
Die Dreesmanns müssen sich in Esklum besonders wohlgefühlt haben. Ihre Nachkommen waren später noch in Esklum zuhause. Auch ihnen wurden auch tüchtige Landwirte.
Johann Dreesmanns Nachfolger war von 1702 b bis 1718 Ippenius Meinardi, der nach Jemgum verzog. Ihm folgte 1718 Bernard Smit, vorher Pastor in Neermoor, der 1731 in Esklum gestorben ist. Dieser Bernard Smit war nicht unbemittelt, jedenfalls in der Vorstellung seiner Heerenborger Gemeindeglieder. Smit war übrigens in der Landwirtschaft nicht unerfahren. Als es sich wegen der schlechten Zeitverhältnisse nicht mehr lohnte, die zur Pfarre gehörenden Ländereien zu verpachten, stellte sich der tüchtige Esklumer Prediger auf eine Eigenbewirtschaftung um. Für seinen größeren landwirtschaftlichen Betrieb, wie sich ihn der Pastor vorstellte, reichte aber die Scheune der Pastorei nicht aus. Sie musste und sollte nach Smits Wünschen umgebaut und vergrößert werden. Das war aber nicht im Sinne der Heerenborger Gemeindegliedern. Ihre Beschwerden wurden den Auricher Behörden vorgetragen. Dabei stellte sich heraus, dass die Armenkasse auf Grund ihrer guten Vermögenslage den Umbau der Scheune finanzieren konnte, und zwar mit einem Darlehn, das für die Pfarre (Kirche) zur Verfügung gestellt werden sollte.
Die an leere Kassen und ständige Geldklemmen gewöhnten fürstlichen Beamten in Aurich staunten gewiss, dass die Esklumer Armenkasse über ein Kapitalvermögen von insgesamt 5266 Gulden verfügte, dass sich aus ausgeliehenen Darlehnsbeträgen, Zinsrückständen und Bargeld zusammensetzte. Da man in Aurich alles genau wissen wollte, wurde auf Anforderung sogar eine „Debitorenaufstellung“ abgeschickt, die heute noch bei den Archivakten vorliegt. Es war nicht zu verkennen, die Esklumer Armenkasse war eine Art Dorfbank der Gemeinde. Dass Gemeindeglieder mit Vorschüssen aus einer Geldklemme geholfen werden konnte, war in der volkswirtschaftlichen Sicht auf jeden Fall anzuerkennen.
Die Herren Räte in Aurich sahen ein, dass die Armenkasse mit der Finanzierung des Baues an der Pastorenscheune durchaus in Aktion treten konnte. So geschah es dann auch. Pastor Smit erhielt die vergrößerte Scheune und konnte sich nunmehr verstärkt der Landwirtschaft widmen. Die Heerenborger hatten sich also nicht durchgesetzt. Der 1732 als Nachfolger nach Esklum gezogene Pastor Diedrich ter Kamp – er zog 1734 nach Weener – konnte seinem Vorgänger gewiss dankbar sein, sich nachhaltig für den Bau einer großen Scheune eingesetzt zu haben.
Als Kamps Nachfolger kam 1735 Engelbert Wischkemann als Prediger oder Pastor nach Esklum. Er blieb aber nur bis 1741. Im darauf folgenden Jahr erhielt die Gemeinde in Ubbo Edenhusen einen neuen Pfarrer. Dieser zog 1760 nach Twixlum. Ihm folgte 1761 Bernard Hesse. Im Jahre 1768 wechselte dieser in die Wymeerer Pfarrstelle über. Möglicherweise ist aber der Fortzug schon 1766 erfolgt.
Peter Luppen Pollmann blieb als Nachfolger bis 1775 Pastor in Esklum. Ihm folgte noch im gleichen Jahr der bisher in Großwolde tätig gewesene Theodor Antonides. Dieser verzog 1779 nach Bourtange (Holland). Mit Holland hatten übrigen die reformierten Pastoren im südlichen Ostfriesland gute Verbdingungen. Vielleicht hatten sie auch in Groningen studiert.
Der Vellager Pastor Johann Kahrel ließ sich von der Gemeinde als Nachfolger von Antonides wählen. Seine neue Pfarrstelle trat Kahrel 1779 an, um dann 1791 nach Mitling überzuwechseln.
Einen neuen Pastor erhielt die Gemeinde 1792 in der Person des Rorichumer Predigers Bernhard Schelten, der 1803 nach Leer verzog. Auf diesen folgte Wilhelm Brechtezende, der 1807 in Esklum verstarb. Vermutlich hat er noch ein Grab in der Dorfkirche gefunden, obwohl es diese Bestattungsart damals nicht mehr gab.
Von 1808 bis 1908 hat die Esklumer Gemeinde nur zwei Pastoren gehabt. Ento Mecima, geboren ….. in Jemgum als Sohn des dortigen Schulmeisters, war vor 1808 Prediger der holländischen Gemeinde Anlo gewesen. Im genannten Jahr kam dieser nach Esklum. Er starb 1857. Er hat der Gemeinde somit annähernd ein halbes Jahrhundert gedient. Sein Nachfolger wurde Johann Riedlin, geb. 1833 zu Emden, wo sein Vater den Beruf des Wundarztes ausübte. Den Esklumer Pfarrdienst versah Riedlin bis 1908. Die Nachfolge trat 1910 Pastor Herbert Brenning an, den 1911 Hermann Sluyter aus Borkum ablöste. Dieser starb 1928 in Esklum. Die Pfarrstelle blieb dann zunächst vakant.
Wir wollen mit Hermann Sluyter die Reihe der im Esklumer Pfarrdienst gestandenen Pastoren beschließen. Sie alle sind gewiss nicht nur treue Seelsorger, sondern den Gemeindegliedern in vielen Fällen Helfer in den Nöten des täglichen Lebens gewesen. Ein Beispiel bietet dafür stellvertretend der um 1842 amtierende Prediger Mecima. Als sich der junge Schmiedemeister Veenekamp (Jan Dirks V.) in Esklum ankaufen wollte, um sich als Schmied zu betätigen, streckte ihm Mecima hundert Pistolen gegen vier Prozent Jahreszins vor, damit der junge Handwerksmeister einen leichteren Start erhielt. Das Kapital betrug umgerechnet immerhin 1.500,00 Mark. Mecima muss also keineswegs ohne Vermögen gewesen sein. Wohlhabenheit herrschte übrigens in zahlreichen reformierten Pastorenfamilien. Die Landwirtschaft brachte immer etwas ein. Dabei waren diese Landpastoren genügsam, fleißig und brachten es so zu Vermögen, deren Höhe uns heute manchmal noch in Erstaunen setzen muss. Ihren Gemeindegliedern konnten sie gewiss ein Vorbild bleiben.