Die Nebenschule zu Heerenborg

Aus dem 18. Jahrhundert hören wir aus Bauernschaften des Overledingerlandes öfter von Bestrebungen, im Winter möglichst eine Nebenschule zu unterhalten, damit es den Kindern erspart bliebt, bei Wind und Wetter schlechte Wege zur Schule passieren zu müssen. Bei den heutigen guten Straßenverhältnissen sind solche Schwierigkeiten nicht mehr denkbar, ganz abgesehen von dem Busverkehr, der Schüler fast trockenen Fußes ihre Schule erreichen lässt.

Die überaus schlechten Wegeverbindungen zur Esklumer Hauptschule haben offenbar die Heerenborger Einwohner um die Mitte des 18. Jahrhunderts bewogen, für die Einrichtung einer kleinen Nebenschule zu sorgen. Ein besonderes Gebäude wurde dafür aber nicht errichtet. Der Unterricht dürfte in einer „Upkamer“ stattgefunden haben.

Über diesen Schulbetrieb beschwerte sich 1753 der Esklumer Schulmeister Brinkema. Das Amt Leer sah mit der Aufsichtsbehörde in Autich ein, dass wenigstens Kinder bis zum Alter von acht Jahren in Heerenborg unterrichtet werden mussten. Größere Kinder hatten aber am Unterricht in Esklum teilzunehmen. Das bedeutete dann, vier bis fünf Kinder blieben in Heerenborg, drei ältere gingen zur Esklumer Schule. Ob sich die Einwohner in Heerenborg daran gehalten haben, ist fraglich. Sie waren es auch, die an der Lebensweise des Lehrers Brinkema Anstoß nahmen und nachhaltig darauf hinwiesen, dass man einem solchen Lehrer keine Kinder in den Unterricht schicken konnte. Wie lange die Nebenschule in Heerenborg bestand, ist aus den Akten nicht ersichtlich. Da später auch die Einwohner in Kloster Muhde eine eigene Winterschule unterhielten, scheint diese Praxis überall „Schule gemacht“ zu haben. Jedenfalls gab es solche Zwergschulen vor etwa 200 Jahren in zahlreichen kleinen Orten im südlichen Ostfriesland. Sie aufzuheben oder zu verbieten wäre gewiss unmöglich gewesen.