Drievers Pastoren nach der Reformation

Sich mit ihnen zu beschäftigen gehörte gewiß mit zur kirchengeschichtlichen Darstellung der Verhältnisse in früheren Jahrhunderten, die seit der Reformation ins Land gezogen sind. In die Stürme dieser Zeitläufe wurden die kleinen Kirchspiele entlang  von Ems und Leda mit hineingezogen. Hier waren es gewiß die zahlreichen Prediger, von denen auf Grund einer wissenschaftlichen Vorbildung und Bereitschaft viel für ihre Gemeindeglieder getan werden konnte. Es waren nicht immer seelsorgerliche Probleme, mit denen sich ein Pastor im alten Driever abzugeben hatte. Im täglichen Leben ereigneten sich so viele Dinge, die den Rat eines erfahrenen Predigers erforderten. Schreiben und lesen konnte um 1600 wohl kaum schon jemand in der Gemeinde, lediglich der Pastor war in diesen Wissenschaften zu Hause. Selbst in Krankheitsfällen sollte er notfalls helfen können.

 

Die ältesten noch nachweisbaren Pastoren des 16. Jahrhunderts sind mit ihren besonderen Funktionen bereits in einem anderen Abschnitt angesprochen worden. Aus ihrer Tätigkeit ist erkennbar, daß sie ihrer Umwelt nicht nur als Seelsorger, sondern auch mit anderen Hifen dienlich gewesen sind.

 

Im 18. Jahrhundert hat der damalige Kircheninspektor Reershemius den Versuch unternommen, in Buchform ein „Ostfriesisches Predigerdenkmal“ mit den noch für jede Gemeinde feststellbaren Namen und Inhabern der Pfarrstellen herauszugeben. Es gehört heute noch zu den wertvollen Schriften einer Bibliothek. Vor Jahrzehnten wurde aber von Meyer eine große Zusammenstellung von Predigernamen der Landeskirchen Hannovers und Schaumburg-Lippes in zwei Bänden mit Registern herausgegeben. Mitarbeiter waren für Ostfriesland u.a. Dr. Reimers und Kochs. Reimers konnte dabei wohl auf die noch in der Landessuperintendentur Aurich vorhandenen Visitationsprotokolle des 17. und 18. Jahrhunderts zurückgreifen. Letztere betrafen aber nur die lutherischen Gemeinden. Für die reformierten Gemeinden liegen im Auricher Staatsarchiv lediglich vereinzelt Visitationsprotokolle vor, die hier und da noch eine Ergänzung zu den von Meyer herausgegebenen Predigerverzeichnissen, darunter für Driever, bieten können.

 

Im Ausgang des 16. Jahrhunderts wirkte in der kleinen Emsgemeinde der 1584, aber auch noch 1595 nachweisbare Egbert ab Hoekelum. Der Amtsantritt seines Nachfolgers Johann Heykes Backbandt oder Bagband ist nicht mehr festzustellen. Er verließ Driever, um 1645 in die zweifellos besser dotierte Pfarrstelle nach Grotegaste überzuwechseln. Auf Herbert Bagband folgte Herbertus Stoer, der aber nur bis 1649 Inhaber der Pfarrstelle gewesen ist.

 

Die weiter in Driever amtierenden Pastoren ergeben sich aus der nachfolgenden Liste.

 

1.)    Heinrich Kenniken, der 1651 gewählt wurde. Er stammte aus dem Rheiderländer   

Flecken Bunde. Wie lange er in Driever war, ist nicht mehr bekannt.

 

2.)    Nähere Daten fehlen auch über die Dienstzeit des Nachfolgers Statius Wilken,

gebürtig aus Leer. Dieser ist 1686 in Driever verstorben.

 

3.)    Drei Jahre ist die Pfarrstelle vakant geblieben. Es ist offenbar nicht leicht gewesen,  

Pastoren nach Driever zu bekommen. Schließlich klappte es mit der Wahl des Predigers Foelrich Hopken, der aus Bettwehr in die Emsgemeinde kam. Bis 1709 war er Pastor in Driever.

 

4.)    Die Nachfolge trat 1710 Georg von Coeverden (Holland) an. Er ist lange in der

Gemeinde, und zwar bis 1752 geblieben. Schriftstellerisch war er auch tätig. So verfaßte er in holländischer Sprache: „De heerlyke en heerscher Israels – Weg des geloofs“. Es gehörte in alter Zeit zu den Neigungen mancher ostfriesischer Pastoren, sich mit der Abfassung von religiösen Ausbreitungen zu beschäftigen.

 

5.)    Die Amtsjahre des vn 1753 bis 1772 in Driever tätigen Pastors Johann Vietor

      (vorher Critzum) fielen in die schweren Jahre der feindlichen Invasion während    

      des siebenjährigen Krieges. Das Overledingerland hatte darunter schwer zu leiden,  

      vor allen Dingen unter den berüchtigten Horden des Generals Conflans, die viele

      Greueltaten verübten. Ein Einfall französischer Husaren, der um 1757 erfolgte,   

       führte auch zu einem unangenehmen Besuch in der Pastorei, wo alle Akten

       durchwühlt und das kleine Kirchenarchiv völlig in Unordnung gebracht wurde.

       Johann Vietor ist später (1772) nach Mitling verzogen.

 

6.)    Von 1773 bis 1795 war Johann Thoen Prediger in Driever. Die Bezeichnung eines

Geistlichen als Prediger entsprach nicht nur der landläufigen Sitte, sondern selbst die Behörden bedienten sich im Schriftverkehr dieses Titels. Hier ist wohl eine Anlehnung an die holländische Bezeichnung „Predicant“ zu vermuten.

 

7.)    Claus Weiers Dirksen, vorher Pastor zu Logumer Vorwerk, kam 1796 in die

Pfarrstelle Driever. Im Jahre 1802 verzog dieser nach Kirchborgum.

 

8.)    Bernhard Friedrich Boumann, vorher in Wybelsum, übernahm 1803 die Pfarrstelle                 

      Driever. In dieser wirkte er bis 1816.

 

9.)    Der Nachfolger Gerhard Heinrich Leding kam nach 1816 aus dem holländischen

      Lütkegast nach Driever. Im Jahre 1820 verzog er nach Lütetsburg.

 

                  10.) Erke oder Eerke Pannenborg, geb. 17.2.1797 in Weener, wurde 1821 Ledings

                   Nachfolger. Bei seinem Amtsantritt war Pannenborg erst 24 Jahre alt. Er blieb  

                   lange, und zwar bis 1852, Inhaber der Pfarrstelle.

 

            11.) Lambertus Koppelmann, ein Pastorensohn aus Veldhausen, kam 1853 nach

                         Driever und blieb dort bis 1881. Im letzteren Jahre war er jedenfalls noch im Amt.

                         In Koppelmanns Dienstzeit fällt übrigens auch der Kirchenbau zu Driever (1874).   

                         Erst zwei Jahre nach seinem Ausscheiden konnte die Stelle wieder besetzt

                         werden und zwar:

 

12.) durch den Grotegaster Pastorensohn Frerich Rigts. Rigts war von 1883 bis 1902  

        in Driever. Die Familie Rigts stammte aus Hauen bei Greetsiel. Frerichs

        Großvater war dort Landwirt. Rigts verstarb später in Aurich.