Historie um das Esklumer Pastorat

Der heute noch schöne Bau der Pastorei war in Großvätertagen gewiss ein Schmuckstück des Ortes. Er bildete hinter der Kirche einen bemerkenswerten Hintergrund vor der weiten Hammrichlandschaft. Die Pastoren früherer Jahrhunderte wären gewiss glücklich gewesen, in einem solchen Pfarrhaus zu wohnen. Da sie aber nur sehr unzulänglich untergebracht waren, blieb es kein Wunder, dass ihre Tätigkeit in Esklum immer nur wenige Jahre, gelegentlich höchstens über ein Jahrzehnt dauerte und in der Zwischenzeit Ausschau nach einer Pfarrstelle mit besseren Wohn- und Einkommensverhältnissen gehalten wurde.

Im Jahre 1726 bezeichneten die Kirchvögte die „Pastorey“ als alt und baufällig. Über den notwendigen Scheunenbau in jener Zeit wurde bereits an anderer Stelle berichtet. Es musste 1726 auf jeden Fall etwas geschehen, um dem Prediger eine bessere Unterkunft zu bieten. Aus Heerenborg hörten die Beamten in Leer aber Klagen über „calamitöse“ Zeiten. Die dortigen Gemeindemitglieder meinten sogar, der Pastor sei ein vermögender Mann und könnte folgerichtig auch einmal etwas aus eigener Tasche bezahlen, insbesondere, wenn er sich zur Aufnahme eines landwirtschaftlichen Betriebes eine neue Scheune wünschte. Letztere wurde zwar geschaffen, aber ein neues Pastorat gab es nicht. Mit behördlicher Genehmigung gab die Esklumer Armenkasse eine Anleihe von 700 Gulden her.

Auch die Pastorate im Overledingerland haben ihre Geschichte. Bereits im späten Mittelalter musste für den Pfarrer ein Wohnhaus zur Verfügung stehen. Gemeindemitglieder hatten bei der Gründung ihres Kirchspiels auch dafür zu sorgen, dass die „Pfarre“ mit soviel Land ausgestattet wurde, dass der Pastor aus den Nutzungen ein Existenzminimum hatte. Als nach der Reformation verheiratete Prediger in die Pastorate einzogen, suchten diese Vielfach durch Eigennutzung der Ländereien für ihre Landwirtschaft das Einkommen wenigstens im Rahmen des Möglichen etwas aufzubessern. Im ersten Abgabenregister der Zeit von 1560/70 wird noch kein Pastor erwähnt, aber etwa 1598 standen doch schon vier Kühe und ein Rind im Stall des Pastorats. Ein beachtlicher Viehbestand war das nicht. Es ist zu vermuten, dass der damalige Pastor doch einen Teil der Ländereien verpachtete, um so auch mehr Baumittel in die Hand zu bekommen.

Das Esklumer Pfarrhaus ist in längst vergangenen Zeiten immer mit ein Mittelpunkt des kirchlichen Gemeindelebens gewesen. Mancher Einwohner ging ein und aus, um vielleicht ernste Dinge mit seinem Prediger zu besprechen oder sich auch wohl Rat in Dingen des bürgerlichen Lebens zu holen. Die Pastoren gehörten ja zur geistigen Oberschicht, es fehlte ihnen nicht an Erfahrung, mit der sie manchem Gemeindeglied nützlich sein konnten. Dazu gehörte auch, notfalls zum Gänsekiel und einen Schriftsatz zu entwerfen, den ein im Schreiben unerfahrener Einwohner nicht anfertigen konnte. Die alten Pastoren vergangener Zeiten haben sich nicht nur als Seelsorger, sondern als Helfer im Leben bewährt. Viel scheint in dieser Richtung auch im Esklumer Pastorat zu allen Zeiten getan worden zu sein.