Der kleine Cowboy und die großen Tiere

Das Bild zeigt hier eine Abseitsstraße irgendwo am Unteremsdeich im Kreis Leer, eine Straße, die in erster Linie der Deichverteidigung bei Sturmflutgefahr dient, aber ebenso dem örtlichen Verkehr. Dieser Verkehr ist bei weitem nicht so dicht wie jener auf der großen Fernverkehrsstraße, die unweit des Deiches das Land durchzieht und auf der sich – man kann es fast täglich in den Zeitungen lesen – immer wieder Verkehrsunfälle ereignen; aber auch hier am Deich, auf der Abseitsstraße, lauern manche Verkehrsgefahren, die in vielen Fällen ihre Ursache in der Sorglosigkeit der Verkehrsteilnehmer haben. Man verlässt sich allzu sehr darauf, dass „ja doch kein Betrieb herrscht“ – aber man kann sich mit dieser Auffassung nur allzu leicht täuschen. Mancher dieser Abseitsstraßen an den Deichen werden heutzutage auch von Kraftwagen befahren – wo aber „die neue Zeit“ mit der „alten zeit“ sich begegnet, dort können leicht Verkehrsgefahren entstehen. Nur gegenseitige Rücksichtnahme und Respekt vor dem Recht des anderen können dann Unfälle oder Schwierigkeiten verhüten.

Unser Bild zeigt einen kleinen „Cowboy“, einen Jungen, der offenbar mit „großen Tieren“ recht gut umzugehen weiß, beim Treiben einer kleinen Herde Großvieh auf seiner Straße am Unteremsdeich. Ein Idyll? – Gewiss, aber auch ein Schnappschuss, der zeigt, dass diese Straße im Deichwinkel eben auch dem Verkehr dient. Der Radfahrer im Hintergrund des Bildes muss vor den sich drängenden Kühen ausweichen. Er tut es, denn er weiß, dass auch die „Swartbunten“ Verkehrsteilnehmer sind, die ein Recht auf die Recht Straße haben. Es fragt sich nur, ob der kleine „Cowboy“ unter Umständen in der Lage wäre, die Herde zu meistern, falls eine weniger harmlose Verkehrssituation entstünde. So hat dieses Bild – am Wege aufgenommen – seine zwei Seiten, die man wohl bedenken sollte.

Abgedruckt mit freundlicher Genehmigung der Grenzlandzeitung „Rheiderland“ – Nr. 171 – 25. Juli 1968 - Heimatnachrichten