Handwerk und Gewerbe im alten Esklum

 

In dem kleinen Kirchdorf hatten in längst vergangenen Tagen gewiss Angehörige dieser Berufsstände kaum ein Auskommen, wenn sie sich nicht nebenbei als Landwirte oder in einem anderen Nebenberuf beschäftigen konnten.

Ein Kopfschatzregister im Auricher Staatsarchiv von 1750 (Dep. I. No. 4799) enthält die Namen jener Handwerker und Gewerbetreibenden, die damals im Dorf ihrer Beschäftigung nachgingen. So wird u.a. der „Zapfer“ Roelef Dresmann (Dreesmann) erwähnt, der also eine Schenke betrieb, die aber wenig einbrachte. Vermutlich war Dreesmann Fährmann im Ort. Als „armer“ Schneider wird weiter Anton Velthuis erwähnt. Dem Beruf eines Grützmachers übte Else Boelckens aus. Man konnte ihm Hafer, Gerste oder auch Buchweizen bringen, um daraus die für die täglichen Mahlzeiten benötigten Graupen herzustellen. Für die „Fabrikation“ wurden kleine mit der Hand in Bewegung gesetzte Grützmühlen verwendet. Wer größere Menschen verarbeiten musste, betrieb auch wohl eine der sogenannten Roßmühlen mit Göpelbetrieb und Pferdezug. Das scheint aber bei Velthuis nicht der Fall gewesen zu sein. Nebenher war er noch als Tagelöhner tätig. Er lebte in dürftigen Verhältnissen

Claas Janssen war Schuhmacher. Zu seinem Metier gehörte es gewiss auch, Geschirre zu flicken und ähnliche Arbeiten auszuführen. Sein Berufskollege Anton Wemmering hatte wenig Arbeit und deshalb auch nur ein spärliches Einkommen.

Über einen Schmiedebetrieb in Esklum berichten die Register um 1750 noch nicht. Erst vor oder nach 1800 scheinen die ersten Schläge auf einen Amboss zuerst im Dorf gehört worden zu sein. Vorbesitzer der alten Schmiedestelle Esklums, die später in den Besitz der Familie Veenekamp kam, waren im Anfang des vorigen Jahrhunderts (vor 1822) Jar, Ahlders oder Alders und 1824 Eike Reemts Lübbers „auf der Nesse“. Ihre Besitzung kaufte 1842 der Schmied Jann Dirks Veenekamp, zunächst mit einem Verwandten, um dann 1853 alleiniger Besitzer zu werden Jan Dirks Ahnenreihe verweist zunächst nach Driever, wo er 1808 als Sohn der Eheleute Ecken Veenekamp und der Folke Harms geboren wurde. Er verheiratete sich später mit der 1812 geborenen Töbkelina buttjer aus Tjakleger. Da dem Ehepaaar bereits 1839 in Esklum eine Tochter geboren worden ist, scheint ersteres bereits das im Ort gewohnt zu haben. Jann Dirks hatte übrigens zwei tüchtige Söhne, Reiner Janssen und Remmer Janssen oder Jans Veenekamp, die den väterlichen Schmiedeberuf erlernten und darin später auch Tüchtiges geleistet haben. Die väterliche Schmiede übernahmen sie 1882. Reiner Janssen Veenekamp wurde 1892 alleiniger Besitzer der Esklumer Stelle. Nachfolger im Schmiedebetrieb wurde dann ein Verwandter Remmer Kremer aus Breinermoor, Sohnen des bekannten Schlittschuhfabrikanten Reinhard Kremer. Letztere Familie war übrigens nicht nur in Breinermoor, sondern auch in Folmhusen zuhause. Die Veenekamps verzweigten sich u.a. nach Steenfelde, Neermoor und Veenhusen.

Der letzte Inhaber des Esklumer Schmiedebetriebes, Remmer Kremer, zog vor Jahren nach der Erreichung des Ruhealters nach Hesel. Mit ihm erlosch ein interessanter Abschnitt heimatlicher Handwerkergeschichte.

Um die Mitte des vorigen Jahrhunderts entwickelte sich auch im Overledingerland eine Ziegelindustrie. Wo sich abbauwürdige Tonlager anboten, gingen die Besitzer dieser Länderein dazu über, sich kleine Ziegeleien zu errichten und die Fabrikation von Mauersteinen aufzunehmen. Einige Landwirte am „Deichstrich“ nutzten auch noch den Vorzug, ihre Betriebe dort anzulegen, wo ihnen ein An- und Abtransport durch den Wasserweg erleichtert wurde. 

In Esklum hatte sich etwa nach 1850 der Landwirt Sieben Groeneveld im Osten des Dorfes eine  Ziegelei errichtet. Nach einer Anzeige im Leerer Anzeigeblatt vom Jahre 1859 entschloss sich Groeneveld, seine Ziegelei, zu der sechs Hektar besten Kleilandes gehörten, zu verpachten. Anfang 1859 wurde zu diem Zweck ein Verpachtungstermin im Esklumer Fährhaus angesetzt.  

In jener Zeit herrschte bereits wegen der vielen Neubauten, insbesondere in den neuen Siedlungsgebieten (Kolonien) ein großer Bedarf an Steinen. Nun war allerdings der Produktionsausstoß dieser kleinen Ziegeleien nicht bedeutend. Gegenüber den großen Ziegeleien an der unteren Ems gerieten die kleinen Betriebe im Binnenland bald ins Hintertreffen. Ihre Rentabilität war im Laufe der Zeit nicht mehr gegeben.

Im Rep. VI/10 des Staatsarchivs Aurich finden sich unter den überlieferten Akten auch noch Vorgängen, die sich inhaltlich mit einigen Gewerbetreibenden im alten Esklum des vorigen Jahrhunderts befassen. Im Jahre 1829 war der Einwohnerin Janna Groeneveld, Witwe des Thone Gerhard Blankmann, die Konzession zum Betrieb eines kleinen Warenhandels verliehen worden. Nach dem Tod ihres Ehemannes heiratete Janna den Berent Boten. Die Konzession sollte nun auf diesen übertragen werden. Berent hatte aber noch weitergehende Vorstellungen. Neben dem Warenverkauf dachte der nämlich an das Recht, Schnaps zu verkaufen und auch ausschenken zu dürfen. Das konnte aber nicht gestattet werden. Es nützte Berent Boten auch nicht der Einwand, dem Einwohner W. Pastor sei kurz vor seinem Antrag noch das Recht verliehen worden, Bier an Gäste ausschenken zu können. Die Landdrostei blieb aber unerbittlich und entschied, der Warenhandel könnte betrieben werden. Ein Ausschank von Schnaps blieb verboten. Übrigens wurde 1840 auch im Fährhaus ein Schankbetrieb unterhalten. Eine Schankwirtschaft für Esklum reichte wohl völlig aus.

Über die Existenz von Handwerkern im alten Esklum vor 1850 unterrichten uns noch Register (Rep. VI/10 Staatsarchiv, Aurich), der um die Mitte des vorigen Jahrhunderts vernichteten Aktion. Inhaltlich und zeitlich haben sich diese Vorgänge mit folgenden Handwerkszweigen befasst:

1794                                Bäcker zu Esklum

1832                                Schmied zu Esklum (offenbar Familie Veenekamp)

1798                                Schneider zu Esklum

1804                                Schuhmacher das.

1767                                Zimmermann in Esklum

Die Namen der fraglichen Antragsteller (Handwerker) sind nicht mehr zu ermitteln.

Ein reges geschäftliches und handwerkliches Leben hat sich auch in der neueren Zeit im Bereich der alten Gemeinde Esklum nicht entwickeln können. Dafür war einmal die Einwohnerzahl zu gering, aber auch die nahe Stadt Leer zog das Kaufinteresse im beachtlichen Ausmaß dorthin. Es gab nur ein Einzelhandelsgeschäft. Am Dorfausgang zur alten Fähre ist allerdings seit einigen Jahren ein moderner Selbstbedienungsladen vorhanden, der der Bedarfsdeckung der Bevölkerung aus nächster Nähe entgegenkommt. Einen Schankbetrieb, wie im alten früheren Fährhaus, kennt Esklum nicht mehr. Unweit der Bundesstraße in Richtung Heerenborg ist neuerdings ein moderner Hotelbetrieb entstanden, der aber gebietlich außerhalb des alten Gemeindebezirks liegt. Esklum ist mit Heerenborg ein Bezirk der Bauern und Viehzüchter geblieben, wenn auch zahlreiche Privathäuser (Einfamilienhäuser) ist Ostausgang des Ortes dieses Bild ein wenig verwischt haben.